Nach dem grau in grau und nass in nass der letzten Tage schrie etwas förmlich in mir auf: draußen war plötzlich Sonne und meine Wetter App sagte: „1 Stunde“. In mir wirbelte es. Ich wollte doch dies und musste noch das und hatte heute dann und dann da und dort zu sein und überhaupt…….
Ich wurde hektisch. Ich wollte unbedingt. Aber die alten Muster hämmerten auf mich ein:
Das ist doch keine Organisation! Verschiebe nicht immer alles! Sei mal konsequent! Heute Abend bist du wieder unzufriedenen! Die Info muss heute noch raus! Das ist doch keine Arbeitsmoral!!!!! Erst die Arbeit dann das Vergnügen! Das Leben ist doch kein Ponyhof!………………………….
ICH WOLLTE ABER und setzte mir ein Ziel. So machte ich die eine Aufgabe – von meinen Wunsch angetrieben – schneller. Das hieß nicht, dass ich sie schlechter machte, es hieß aber, dass ich meine Entscheidungen schneller traf und nicht alle „Wenn’s“ und „Aber´s“ ewig durch kaute. Pareto Prinzip – 80% Ergebnis mit 20% des Aufwandes – heute war „Perfekt“ ausverkauft. Eine andere Aufgabe verschob ich auf morgen, statt mir nur schnell etwas zu Essen in den Mund zu schieben, verlegte meine Mittagspause vor und dann marschierte ich los.
Es war spannend. Überall sah man die Leute die Sonne genießen. Auf Bänken, Treppenstufen, allein oder in Gruppen. Und von allen ging eine gewisse Freude aus.
Ich hatte Spaß sie zu beobachten, genoss die Helligkeit, hatte Spaß durchs Laub zu tapsen und sah überall verlockende Fotomotive. Wie gut, dass ich meinen Fotoapparat noch eingesteckt hatte.
Jetzt, wo ich das schreibe, fällt mir die Geschichte von einem Waldarbeiter wieder ein. Er müht sich ganz angestrengt ab, um mit seiner schon sehr stumpfen Motorsäge die Bäume zu fällen. Auf die Frage warum er die Säge nicht schärft, antwortete er: „Dafür habe ich keine Zeit. Ich muss mein Pensum schaffen.“
JA! Ich habe nicht alles geschafft!
Das geht nicht immer – klar.
Aber ich glaube, es geht vielmehr, als wir uns gewöhnlich erlauben. Als es unsere alten Denkmuster zulassen. Und vor allem, als wir meinen es anderen gegenüber vertreten zu können. Und ich bin mir fast sicher, ich hatte mir wieder viel zu viel vorgenommen und hätte sowieso nicht alles geschafft.
Was hat mir die halbe Stunde draußen gebracht:
Ich hatte Sonne, Sauerstoff und Bewegung
Ich habe die Erde und das nasse Gras unter den Füßen spürt
Ich habe tolle Fotos gemacht
Die Arbeit ging mir danach viel leichter und freudiger von der Hand
Ich fühle mich viel wohler in meiner Haut
Ich weiß, ich habe mir etwas Gutes getan
Und ich habe ein Lächeln im Gesicht
Heute habe ich alles richtig gemacht!